Aktuelle Projekte für die Menschenwürde

Archiv: Meldungen des Jahres 2021

Menschenrechtskurier vom Dezember 2021

Ausgabe 14 unseres Menschenrechtskuriers können Sie hier im PDF-Format herunterladen und lesen:

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Menschenrechtskurier vom Juni 2021

Ausgabe 13 unseres Menschenrechtskuriers können Sie hier im PDF-Format herunterladen und lesen:

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Aufruf zur Solidarität mit Familie M.

Stellungnahme zur drohenden Abschiebung: Trauerspiel um gesunden Menschenverstand

Die Geschehnisse um die drohende Abschiebung der tschetschenischen Familie Malitcaeva, die seit mehreren Jahren in Ornbau lebt, gleichen einem Trauerspiel um den gesunden Menschenverstand. Sicher ist die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Ansbach, der Familie mit ihren fünf Kindern kein Asyl in Deutschland zu gewähren, prinzipiell rechtlich nicht anzugreifen. Aber beispielsweise allein der Hinweis des Gerichts, dass die Eltern mit ihren Kindern auch woandershin in die Russische Föderation fliehen und dort leben könnten, erweist sich menschlich-moralisch gesehen als sehr zweifelhaft.

Alle einschlägigen international arbeitenden Menschenrechts-Organisationen nämlich schätzen das Regime in Tschetschenien mit dem Präsidenten Ramsan Kadyrow an der Spitze als despotisch ein. Und sie weisen darauf hin, dass der lange Arm des tschetschenischen Geheimdienstes auch in anderen Teilen von Putins Russland jeden erreicht, auf den es die Herrschenden abgesehen haben: eine überaus prekäre Feststellung für Vater Timur Malitcaeva, dessen Bruder ein von den Machthabern gesuchter Regime-Kritiker ist.

Das ist die eine Seite der bedrückenden Situation. Die andere Seite ist die Frage, warum wieder einmal eine Gruppe von Menschen, die in unserem Land Schutz sucht und inzwischen bestens integriert ist, ausgewiesen und auf für sie lebensgefährliches Terrain zurückgeschickt werden soll. Die Kinder sind zum Teil hier zu Lande geboren, zum anderen Teil in dieses Land hineingewachsen und verwurzelt, der Vater bekäme Arbeit, wenn die Behörden ihn arbeiten ließen. Und die Mutter ist Krankenschwester. Wer die Pflegesituation mit ihren personellen Defiziten - auch die hier in unserer Region - kennt, der kann angesichts einer solchen Ausweisung nur den Kopf schütteln. Zumal hier schon zuhauf Pflegekräfte mit vielfältigen ausländischen Wurzeln tätig sind. Warum also nicht auch Bella Malitcaeva aus Tschetschenien?

Wieder einmal zeigt sich in unserem Land, dass die Entscheidungen über Bleibendürfen und Abschieben von Behörden und Gerichten meist streng ausgelegt und mit sturem Blick auf den Wortlaut von gesetzlichen Vorgaben, Vorschriften und Regelungen getroffen werden. Dabei wäre es, wie im Fall der tschetschenischen Familie aus Ornbau in einem vorbildlichen Rechtsstaat wie unserem, einem Staat, der sich im Grundgesetz der Menschenwürde verschrieben hat, moralisch angemessen, in Asylverfahren stetig gleichwertig neben der juristischen Seite auch die individuelle menschliche Situation von Schutzsuchenden gebührend zu berücksichtigen und zu würdigen. Die Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken stellt sich jedenfalls uneingeschränkt an die Seite der Familie Malitcaeva und unterstützt ausdrücklich die Bemühungen all jener Politikerinnen und Politiker aus der Region, die derzeit versuchen, über die Härtefall-Kommission des bayerischen Innenministeriums ein Bleiberecht für diese Menschen zu erwirken.

Wer sich dieser Solidariäts-Erklärung der Bürgerbewegung anschließen will, kann dies per E-Mail an folgende Adresse tun: info@buergerbewegung-ansbach.de. Es genügt, unter dem Stichwort "Solidarität mit Familie M" Namen, Adresse und Telefonnummer anzugeben. Postadresse: Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e. V., Regionalgruppe Ansbach, Roseggerweg 8, 91522 Ansbach.


"Ohne freie Presse keine Demokratie"

Rede des Regionalgruppensrechers Ulrich Rach auf dem Marktplatz zu Rothenburg o.d.T. am 15. Mai 2021

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Kritisches, Lobendes und Lyrisches aus der Zettelbox

Besucher der Limpert-Gedenkfeier am 18. April 2021 schrieben ihre Gedanken nieder

Während der Gedenkfeier zum Todestag des Ansbacher Widerstandskämpfers Robert Limpert hatten die Besucher auch die Gelegenheit, Gedanken zu diesem Thema in schriftlicher Form in einer "Zettelbox" zu deponieren. Die Beiträge, die abgegeben wurden, erwiesen sich als vielfältig, oft als kritisch, aber auch als lobend, einzelne im Ton lyrisch:

Ansbach bekommt eine Robert-Limpert-Straße. Im Jahr 2021. 76 Jahre nach der qualvollen Ermordung des Widerstandskämpfers und Märtyrers. Ob sich diejenigen überlebenden Kommunalpolitiker, die eine Ehrung dieser Art, die überhaupt die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in dieser Stadt über Jahrzehnte hinweg mit allen Mitteln behindert und verhindert haben, heute wenigstens schämen?

Betrachte ich das soeben verabschiedete Parteiprogramm der AfD, erlebe ich Höcke und Konsorten, höre deren Tonart und Wortwahl, dann wird es mir im Rückblick auf die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands Angst und Bange. Und dann fällt mir auch Robert Limpert ein und sein Kampf.

Wir beweinen heute mit Recht die mörderische Hinrichtung Robert Limperts, aber führen immer noch Namen jener Nazi-Verbrecher, die solche Taten veranlasst haben, wie beispielsweise "Frankenführer" Julius Streicher, unkommentiert in der Liste ehemaliger Ehrenbürger Ansbachs. Welch ein Hohn!

Für Robert Limpert: Zum Anderssein gehört viel Mut und Freiheitsliebe (frei nach Mascha Keléko). In Deutschlands letzten dunklen Tagen hast Du den allzu frühen Tod ertragen. Nur weil Du anders warst.

Ich fürchte, dass sich in einer politisch ähnlichen Situation, wie in der Nazizeit wieder Menschen finden würden, die sich als ungerechte Richter, gnadenlose Ankläger und brutale Henker zur Verfügung stellen würden, notfalls, wie Ansbachs Stadtkommandant Dr. Meyer im Fall Limpert auch in einer Person. Und die, wenn sie zur Verantwortung gezogen werden würden, alle persönliche Schuld für ihre Untaten wieder damit begründeten, dass sie nur dem Staat dienten und gehorchten.

Nie wieder Krieg! Alle Ehre den Menschen im Widerstand.

Ich bin eine alte Ansbacherin und höre heute noch die Worte der Kommunalpolitiker/innen in den Nachkriegsjahren, dass die Angehörigen der Limpert-Gruppe "dumme Buben" und Limpert wegen des Durchschneidens eines Wehrmachmachts-Telefonkabels ein "Gesetzesbrecher" und "Wehrkraft-Zersetzer" war. Und dass überhaupt solch eine Mordtat wie die an Robert Limpert geschah, "weil halt Krieg herrschte". Gottlob hat mittlerweile die Zeit, die seither verrann, Vernunft und Einsicht gebracht. Es gereicht dieser Stadt zur Ehre, dass inzwischen Widerstand hier nicht mehr verächtlich gemacht, sondern andächtig gewürdigt wird.


Gedenken an Robert Limpert trotz Corona

Das Wetter vor 76 Jahren war deutlich wärmer, aber genauso sonnig, wie am 18. April 2021. An seinem 76. Todestag haben sich rund 50 Ansbacher auf dem Martin-Luther-Platz vor dem Rathaus versammelt, um Robert Limpert zu gedenken. Die Bürgerbewegung für Menschenwürde Ansbach und die Stadt Ansbach hatten zu der Gedenkfeier aufgerufen.

Am späten Nachmittag des 18. April versammelten sich rund 50 Bürger an der Gedenkstele vor dem Rathaus - dort, wo Robert Limpert in den frühen Nachmittagsstunden des 18. April 1945 von dem fanatischen NS-Kampfkommandanten Dr. Ernst Meyer aufgehängt wurde. Ansbachs Oberbürgermeister Thomas Deffner sagte in seiner kurzen Ansprache unter anderem: "Die Zeit von 1933 bis 1945 unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten muss zu den dunkelsten Zeiten in der gesamten deutschen Geschichte gezählt werden". Und weiter: "Das wirklich Tragische daran ist, dass es sich nicht um unabwendbare Ereignisse wie Naturkatastrophen, Seuchen oder Pandemien handelte. Es war menschenerdachtes und menschengemachtes millionenfaches Leid."

Am Jahrestag der Ermordung Robert Limperts solle an dieses "unmenschliche, unsägliche politische Verbrechen von lokalhistorischen Ausmaßen" erinnert werden, so Ulrich Rach, der Vorsitzende der Ansbacher Regionalgruppe der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken. Er betonte, dass das, was vor 76 Jahren geschah, noch immer als schwere Last schmerzlich auf der Stadt laste und erschauern lasse. Rach dankte dem Oberbürgermeister und den Mitgliedern des Ansbacher Stadtrates für den einstimmig gefassten Beschluss, im Stadtteil Hennenbach in einem Neubaugebiet eine Straße nach Robert Limpert zu benennen.

Aus dem Buch "Einige wagten es doch" lasen Mitglieder der Bürgerbewegung sowie Oberbürgermeister Deffner und Domkapitular Dr. Norbert Jung Passagen aus der Lebensbeschreibung Limperts. Beteiligt hatten sich auch Lisa-Marie Buntebarth, Dr. Frank Fätkenheuer, Rainer Goede und Alexander Biernoth. Sie lasen vor, wie Robert Limpert aufwuchs, was er liebte und studieren wollte, wie er glaubte, wovon er überzeugt war - und wie er starb. Ulrich Rach schloss mit dem Gedenken an die weiteren Opfer der Nationalsozialisten in Ansbach, "allen voran die mindestens 2250 behinderten und kranken Menschen, die in der hiesigen Heil- und Pflegeanstalt oder von hier aus gelenkt ermordet wurden". Keiner der verantwortlichen Ärzte sei je für die Mordtaten bestraft worden.


Robert-Limpert-Gedenken am 18. April 2021

Am Sonntag, den 18. April 2021, jährt sich zum 76. Mal das Martyrium des Ansbacher Widerstandskämpfers Robert Limpert, der wenige Stunden vor der Befreiung durch die US-Army durch verblendete Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen finden auch heuer zu diesem Anlass Gedenkveranstaltungen statt. Am 18. April 2021 um 10 Uhr wird dem Märtyrer Limpert im katholischen Gottesdienst in St. Ludwig gedacht. Mitwirkende sind u.a. Domkapitular Dr. Norbert Jung und Oberbürgermeister Thomas Deffner. Der Gottesdienst wird auch live gestreamt, den YouTube-Link dazu finden Sie hier.

Um 17:30 Uhr wird zur offiziellen Gedenkstunde an der Widerstands-Stele auf dem Martin-Luther-Platz eingeladen. Oberbürgermeister Thomas Deffner als Vertreter der Stadt, Domkapitular Dr. Norbert Jung für die Pfarrei St. Ludwig (in der Limpert aktiv mitarbeitete), Dr. Frank Fätkenheuer für das Gymnasium Carolinum (der Schule, die der Widerstandskämpfer besuchte) und führende Mitglieder der Ansbacher Bürgerbewegung für Menschenwürde lesen Passagen des bewegenden Berichts über die Widerstandsgruppe Limpert aus dem kürzlich erschienen Buch "Einzelne wagten es doch". Darüber hinaus sind die Besucherinnen und Besucher der Gedenkstunde eingeladen, zum Zeichen der Ehrerbietung Blumen an der Gedenkstätte niederzulegen. Außerdem besteht die Möglichkeit, schriftlich formulierte und im Bezug zum Thema der schlichten Feier stehende Gedanken einzubringen und in einer Zettelbox zu deponieren.

Für die Teilnehmenden an den Veranstaltungen besteht Masken- und Abstandspflicht.


Unerwünschte Ehrenbürger

Die Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e. V. bittet den Oberbürgermeister der Stadt Ansbach aus Anlass einer Buch-Neuerscheinung zum Thema "Ansbacher Ehrenbürger", einen Beschluss zu fassen, mit dem sich das Stadtratsgremium von der während der NS-Zeit vorgenommenen Verleihung der Ansbacher Ehrenbürgerwürde an Adolf Hitler, Julius Streicher, Ludwig Siebert und Paul Hindenburg distanziert. Das Schreiben können Sie hier als PDF herunterladen:

Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Ansbach laden


Erklärung zum Holocaust-Gedenktag 2021

Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie kann die Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2021 nicht in gewohnter Form als Präsenzveranstaltung stattfinden. Die Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde hat stattdessen gemeinsam mit der Stadt Ansbach und dem Evang.-Luth. Dekanat Ansbach eine Erklärung zum Holocaust-Gedenktag herausgegeben. Sie kann hier als PDF heruntergeladen werden:

Erklärung zum Holocaust-Gedenktag 2021 laden