Aktuelle Projekte für die Menschenwürde

Archiv: Meldungen des Jahres 2016

Menschenrechts-Kurier Dezember 2016

Ausgabe 4 unseres Menschenrechtskuriers können Sie hier im PDF-Format herunterladen und lesen:

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Das Christkind siegte beim Foto-Wettbewerb

Preis der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken für gelungene bildliche Darstellungen des integrativen "Du und ich"

1. Preis des Fotowettbewerbs: Begegnung mit dem Christkind, Rudolf Bauer 2. Preis des Fotowettbewerbs: Begegnung im Seniorenheim, Erika Rauh 3. Preis des Fotowettbewerbs: Kinderzeche, Gerhard Rieß Jugendpreis des Fotowettbewerbs: Auf dem Fußballplatz, Jonathan Loos Sonderpreis des Fotowettbewerbs für Flüchtlinge: Weihnachtsmann, Mouaad Bouzid

"Begegnung mit dem Christkind" lautet der Titel des Siegerfotos beim Foto-Wettbewerb der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken. Bildautor und damit Gewinner des Hauptpreises ist Rudolf Bauer aus Nürnberg. Weitere Preise gingen nach Ansbach und Bechhofen.

Unter dem Motto "Du und ich - Szenen aus dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kultur" lud die Menschenrechts-Initiative Fotografen aus der gesamten Region zum Foto-Wettstreit ein. 94 Einsendungen erreichten die Organisatoren. Eingesandt wurden die unterschiedlichsten Motive vom Schnappschuss bis zur Collage. Schließlich entschied sich die Jury, die sich aus mittelfränkischen Journalisten und Foto-Journalisten zusammensetzte, für fünf Aufnahmen, die preisgekrönt wurden.

Den mit 500 Euro dotierten ersten Preis sprachen die Juroren dem Nürnberger Hobby-Fotografen Rudolf Bauer zu. Seine Aufnahme, die ein kleines dunkelhäutiges Mädchen bei der Begegnung mit dem Nürnberger Christkind zeigt, entstand bei einer Veranstaltung im Tiergarten. Die Jury hielt dieses Bild für besonders ausdrucksstark: Das Staunen, die Faszination in den Augen der Kleinen beim Anblick des Christkinds, das für das Kind fast unbegreiflich Schöne, ja, geradezu Große der Situation sprechen beeindruckend aus der Aufnahme, heißt es. Und: Ein Foto mit emotionaler Kraft und Wirkung.

Und dann ist da natürlich die Wettbewerbs-Botschaft des integrativen "Du und ich", die dem Siegerfoto nach Meinung der Juroren innewohnt: Bei Kindern, gerade auch bei den ganz kleinen, beispielsweise im Kindergartenalter, spielen Hautfarbe, Herkunft oder Religion beim Miteinander im Allgemeinen keine Rolle. Die kleinen Mädchen und Buben bewegen sich von Natur aus gänzlich unbefangen und mit selbstverständlicher Toleranz in der Welt, in der sie leben und in der sie mit anderen zusammenleben: Vorbilder für die Erwachsenenwelt.

Auch der zweite Preis ging nach Nürnberg: an Erika Rauh. Sie schoss ihre preisgekrönte Aufnahme im Awo-Alten- und Pflegeheim in Erlangen-Büchenbach. Ein junger Mann, der aus Togo stammt, als Flüchtling nach Mittelfranken kam und nun als Betreuungs-Assistent in dem Heim arbeitet, leistet einem betagten, an den Rollstuhl gefesselten Herrn einen besonderen Dienst in einer besonderen Situation. Bei einem bunten Nachmittag in dem Seniorenheim packte den Patienten, ehemals Musiker, die Lust, den anderen Anwesenden etwas vorzusingen. Um den Genuss für alle hörbar zu machen, holte der Pflegehelfer ein Mikrofon und spielte für den alten Herrn den Mikro- Halter. Ebenfalls ein ausdrucksvolles Foto menschlicher Nähe und Begegnung, wie die Jury konstatierte.

Das trifft auch auf die Aufnahme zu, die auf dem dritten Platz landete: Diese stammt von Gerhard Rieß aus Bechhofen und zeigt eine Szene von der Kinderzeche in Dinkelsbühl: Bei dem Festspiel begegnen sich voller Freude zwei junge Frauen in Festspiel-Kleidern, von denen eine ganz augenscheinlich ausländische Wurzeln hat. Fotografisch hervorragend, wie die Juroren feststellten, und thematisch voll am Wettbewerbs-Thema.

Der Jugendpreis (mit 300 Euro dotiert) ging an 15jährigen Jonathan Loos aus Ansbach. Er fotografierte ein sportliches und von deutlicher Sympathie getragenes Shakehands zwischen David, einem dunkelhäutigen jungen Fußballer, und seinem Ansbacher Sportsfreund Marcel. Fast nirgendwo anders könne man integratives Miteinander besser erleben und praktizieren als beim weltweit verbreiteten Fußballsport, meint Bildautor Jonathan, dessen Aufnahmen nach einem Freizeit-Spiel auf der Sportanlage der SpVgg Ansbach entstand.

Einen Sonderpreis für aktuelle Flüchtlinge, die an dem Wettbewerb teilnahmen, sprach die Jury Mouaad Bouzid aus Ansbach zu. Er lichtete die Bescherung von Flüchtlingskindern durch einen Flüchtlings-Weihnachtsmann ab, der ein Baby auf dem Arm trägt. Eine besonders berührende Szene, heißt es in der Begründung für den Sonderpreis.


Vollversammlung der Bürgerbewegung am 18.10.2016

Nachfolgend finden Sie drei der Redebeiträge von Ulrich Rach zum Download, die an der Vollversammlung der Bürgerbewegung am 18. Oktober 2016 referiert wurden:


Ehrerweisung nach jahrzehntelangem Ringen

Ansbach errichtet eine Gedenkstätte für NS-Widerstandskämpfer

Unmittelbar neben dem Rathausportal wird von Thomas Röthel, der auf der rechten Seite die Plastik "Horizontale Entwicklung" geschaffen hat, eine Gedenkstele für die Ansbacher Widerstandskämpfer um Robert Limpert errichtet. Foto: Biernoth

Der Stadtrat von Ansbach hat beschlossen, vor dem Rathaus der Stadt eine Gedenkstätte für die Ansbacher Widerstandskämpfer gegen das Naziregime zu errichten. Die elf Mitglieder der CSU-Fraktion lehnten das Projekt geschlossen ab.

Damit endet ein Prozess, der sich in der mittelfränkischen Regierungshauptstadt seit Jahrzehnten dahinzieht. Bereits in den 1980er Jahren stellte die Friedensbewegung in der Innenstadt ein Denkmal für die Widerstandskämpfer auf, von denen zwei ihren Einsatz gegen die NS-Diktatur mit dem Leben bezahlten. Die Stadt ließ den Gedenkstein entfernen. Einige Jahre später bot ein Lehrer der Steinmetzschule in Wunsiedel den Ansbachern an, eine entsprechende Gedenkstätte zu fertigen. Der Entwurf und das Angebot blieben jahrelang unberücksichtigt in einer städtischen Schreibtisch-Schublade liegen. Als dies endlich ruchbar wurde und das Vorhaben dann doch zur Abstimmung kam, lehnte der Stadtrat ab.

Seit einigen Jahren gibt es einen Beschluss, Straßen nach den fünf namentlich bekannten Widerstandskämpfern zu benennen. Bisher wurde er nicht verwirklicht. So existieren zwar an mehreren eher verborgenen Orten Gedenktafeln für den in den letzten Stunden des Kriegs standrechtlich verurteilten und vom Stadtkommandanten persönlich am Rathaustor aufgehängten Robert Limpert. Aber im öffentlichen Straßenraum der Stadt gibt es bislang keine würdige und augenfällige Gedenkstätte. Auch nicht für die drei Mitstreiter Limperts in der kleinen Widerstandsgruppe und nicht für Friedrich von Praun, den Kirchenamtsdirektor der Evangelisch-Lutherischen Kirche, der sich den Nazis vehement widersetzte und kurz vor seinem Prozess vor dem Freisler-Gericht auf bis heute ungeklärte Weise im Nürnberger Nazi-Gefängnis starb.

Dieser Zustand mangelnder Ehrerbietung wird nun beendet. Wir von der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken haben uns in den vergangenen Monaten intensiv um eine Lösung bemüht sind nun erfreut über die Entscheidung des Stadtrats. Damit wird ein deutliches Zeichen gesetzt im Blick auf eine würdige Erinnerungskultur, auf das Bemühen, die verbrecherische Politik der Nazis in Ansbach nicht zu verdrängen oder in Vergessenheit geraten zu lassen.

Der aktuelle Ansbacher Stadtrat holt mit dem Beschluss einen Schritt nach, den frühere Stadtrats-Generationen schon längst hätten gehen müssen. Immerhin liegt der Mord an Robert Limpert nun bereits mehr als 71 Jahre zurück, der mysteriöse Tod Friedrich von Prauns schon 72 Jahre. Andere Städte in Deutschland und Bayern, z. B. Erlangen und München, haben Widerstandskämpfern aus ihren Mauern, vor allem denen, die mit dem Leben für ihren mutigen Einsatz zahlten, schon vor Jahrzehnten Ehrenplätze im öffentlichen Straßenraum der jeweiligen Städte gewidmet. Die katholische Kirche in Deutschland erhob den Ansbacher Widerstandskämpfer Robert Limpert bereits vor Jahren sogar zum Märtyrer.

Der Mehrheit im aktuellen Ansbacher Stadtrat gebührt nun Dank und Anerkennung für die jetzt beschlossene Ehrerweisung, die auch dem Ansehen dieser Stadt zugute kommen wird. Das Abstimmungsverhalten der CSU können wir nicht nachvollziehen, zumal alle namentlich bekannten Widerstandskämpfer der Stadt engagierte Christen waren und aus christlichen Motiven handelten.

Die Ansbacher Regionalgruppe der Bürgerbewegung für Menschenwürde sieht in der Stadtrats-Entscheidung auch einen Erfolg ihrer seit Monaten anhaltenden intensiven Bemühungen um die politische Erinnerungskultur in dieser Stadt. Wir bieten weiterhin unsere Mitarbeit bei dem Projekt an und unsere finanzielle Unterstützung. Es steht derzeit ein Sponsoren-Betrag von mindestens 10 000 Euro zur Verfügung. Außerdem hoffen wir darauf, dass in absehbarer Zeit der seit mehreren Jahren bestehende Stadtratsbeschluss vollzogen wird, Ansbacher Straßen nach den mutigen Männern des NS-Widerstands zu benennen.

Ulrich Rach, Sprecher der Regionalgruppe Ansbach
bei der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e. V.


Stimmgewaltiges Ja zum friedlichen Miteinander

704 Bürger gaben ihr Votum ab für das gemeinsame interkulturelle und interreligiöse politische Bekenntnis der "Ansbacher Erklärung"

Als eine starke Botschaft mit wertvollem gesellschaftspolitischem Symbolcharakter schätzt die Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken den Erfolg ihrer "Ansbacher Erklärung" ein. 704 Bürger bekannten sich in einer bisher in der Region einmaligen Aktion per E-Mail oder Post mit einem einfachen "Ja" zu Toleranz, Geschwisterlichkeit und gegenseitiger Achtung aller Menschen in dieser Stadt und Region.

Die Bürgerbewegung formulierte ihre "Ansbacher Erklärung" kurz nach dem Bombenattentat vom 24. Juli und reagierte damit auf die Stimmung in der Residenzstadt, die vor allem in den ersten Tagen nach der Tat geprägt war von wachsender Angst, zunehmender Fremdenfeindlichkeit und einem verstärkten Auftreten rechtsextremer und rechtspopulistischer Gruppen. Dem sollte mit der Ja-Wort-Aktion eine deutlich vernehmbare internationale und interreligiöse Stimme von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion entgegengesetzt werden, die kundtut, dass es zu einem friedlichen Miteinander, wie es in der Zeit vor dem Anschlag in Ansbach stets vorhanden war, keine Alternative gibt.

Der Bürgerbewegung war es dabei wichtig, nicht um Stimmen betteln zu gehen. Die Teilnehmer sollten ihr Ja-Wort ganz bewusst, unbeeinflusst und aktiv abgeben, also eben per E-Mail oder Post und nicht auf Unterschriftenlisten, die bei Straßenaktionen oder bei Veranstaltungen aufgelegt und beworben werden. Immerhin gut 400 einzelne Bürger und etwa 200 Menschen als Mitglieder von Gruppen, Organisationen und Initiativen gaben so in den vergangenen drei Wochen ihr Ja elektronisch oder per Brief und Karte ab.

Die Verantwortlichen der Bürgerbewegung freuen sich vor allem darüber, dass die Zustimmung zur "Ansbacher Erklärung" aus allen Teilen der Bevölkerung kam, dass sich neben einer hohen Zahl von Menschen deutscher Herkunft auch viele Bürger mit ausländischen Wurzeln zu Toleranz und Mitmenschlichkeit bekannten. Mit dabei - und das war markant - waren zahlreiche Angehörige unterschiedlicher Religionen, also Christen, Muslime und Juden, die sich ganz bewusst im Kontext der Religiosität zu Toleranz und Mitmenschlichkeit in das gemeinsame Bekenntnis einbrachten.

Bemerkenswert ist aus Sicht der Initiatoren die Tatsache, dass sich offenbar eigens für diese Aktion Gruppen zusammengetan haben, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen und vorhandene Gruppen sich augenscheinlich spontan entschlossen, Zusammenkünfte unterschiedlicher Art dazu zu nutzen, ein gemeinsames Ja-Wort abzugeben.

Etwa 90 Prozent der Ja-Stimmen kamen im Übrigen aus Ansbach und der nahen Umgebung. Aber auch Menschen aus der weiteren Umgebung solidarisierten mit den Ansbachern und identifizierten sich mit dem Ziel der "Ansbacher Erklärung", unter ihnen Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und der ehemalige Nürnberger Regionalbischof Dr. Karl-Heinz Röhlin. Die Liste der namhaften Unterzeichner aus Ansbach und Umgebung führen der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel, der stellvertretende Landrat Kurt Unger, der katholische Regionaldekan, Domkapitular Hans Kern, der evangelische Dekan Hans Stiegler, Ansbachs Bürgermeister Martin Porzner sowie mehrere Stadträte an.

Nur ganz vereinzelt übrigens gab es negative, das heißt grundsätzlich ablehnende Zuschriften, exakt drei an der Zahl. Die Regionalgruppe Ansbach bei der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken sieht jedenfalls das Ziel ihrer Aktion erreicht. "Wir haben viele Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft, eben Bürger unterschiedlichster Herkunft, Kultur und Religion bewegt, ein gemeinsames Ja zu einem Miteinander in Frieden und Freundschaft abzugeben. Und nun hoffen und wünschen wir, dass diese Botschaft, dieses Zeichen, dass diese gemeinsam erhobene, vielfältige Stimme auch noch viele andere Menschen bewegt und gegebenenfalls überzeugt", sagt Ulrich Rach, Sprecher der Bürgerbewegung in Ansbach.


Ansbacher Erklärung

Das schreckliche Selbstmordattentat vom 24. Juli liegt immer noch wie ein dunkler Schatten über dieser Stadt. Der IS-Terrorismus versucht, mit solchen blutigen Verbrechen unsere Gesellschaft zu spalten, will erreichen, dass wir uns feindselig gegeneinander wenden: Christen gegen Muslime, Einheimische gegen Flüchtlinge. Deutsche Rechtsextremisten und -populisten bewirken mit ihren von Hass und Fremdenfeindlichkeit erfüllten Zielsetzungen und Aktivitäten, die sie seit dem Anschlag intensiv von außen in diese Stadt hineintragen, dasselbe.

Das lassen wir in Ansbach nicht zu. Wir, die Ansbacher deutscher Herkunft, die Ansbacher ausländischer Herkunft und die hier aktuell Schutz suchenden Flüchtlinge lebten bisher in Frieden und Freundschaft zusammen. Das darf und wird sich nach dem mörderischen Anschlag und trotz der politischen Hetze nicht ändern.

Wir stehen ohne alle Einschränkungen für eine Stadt ein, die geprägt ist von einem Miteinander in gegenseitiger Achtung, Toleranz und Geschwisterlichkeit.

Ulrich Rach
Sprecher der Regionalgruppe Stadt und Landkreis Ansbach
bei der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken e. V.


Bürgerbewegung schreibt Fotopreis aus

"Du und ich": Szenen aus dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur oder Religion gesucht

Das Foto ist ein Beispiel dafür, wie so ein Wettbewerbsmotiv aussehen könnte. Es heißt "Begegnung in Afrika" und bringt in der Leichtigkeit der Szene sehr gut das Miteinander herüber, das Sichverstehen, das Sichannehmen.

Die Bürgerbewegung für Menschwürde in Mittelfranken schreibt einen Fotopreis aus. Unter dem Motto "Du und ich" geht es thematisch darum, die Vielfalt der Menschen und deren Miteinander lebensfroh darzustellen. Für den Sieger des Hauptpreises stehen 500 Euro bereit, für den Gewinner des Jugendpreises 300 Euro. Außerdem erwarten mehrere dotierte Sonder- und Ehrenpreise die Teilnehmer. Der Wettbewerb wird organisiert von der Regionalgruppe Stadt und Landkreis Ansbach bei der Bürgerbewegung.

Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur oder Religion prägt in dieser Zeit mehr denn je die gesellschaftspolitischen Diskussionen, nicht nur hier in unserem Land. Die Bürgerbewegung für Menschenwürde in Mittelfranken will dieses Thema nun über das geschriebene und gesprochene Wort hinaus in sehr sichtbarer Weise angehen: Im Foto nämlich sollen die Bildautoren beweisen, wie trotz aller Widrigkeiten, trotz aller Konflikte und Debatten das Zusammenleben in Vielfalt in diesem Land und anderswo auch auf breiter Basis gedeiht, wie sich Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, Sprache und Kultur freundlich und friedlich begegnen, sich gegenseitig annehmen, sich helfen und verstehen.

An dem Foto-Wettbewerb kann jeder teilnehmen. Die bevorstehende Urlaubszeit zum Beispiel könnte geeignete Motive bieten, die Auslandsreise oder das Integrationsfest in der Stadt, das Flüchtlings-Café oder die internationale Sportveranstaltung oder, oder, oder... Vielleicht findet sich ja auch im privaten Archiv etwas Passendes.

Der Wettbewerb beginnt am 15. Juli und endet am 15. Oktober 2016. Zulässig sind Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos, auch künstlerisch bearbeitete Aufnahmen. Es kommen nur per E-Mail versandte digitale Fotos in die Wertung. Jeder Teilnehmer darf sich mit mehreren Beiträgen beteiligen. Aber pro E-Mail darf nur eine Aufnahme verschickt werden (info@buergerbewegung-ansbach.de). Eine Fach-Jury ermittelt am Schluss die Gewinner.

Die komplette Ausschreibung kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden.


Robert Limpert, Heinz Pospiech, Karl Bosl und das Dritte Reich

Prof. Dr. Benjamin Z. Kedar, Jerusalem, stellte seine neuesten Forschungsergebnisse zu Geschehnissen in Ansbach während der NS-Zeit vor

Prof. Dr. Benjamin Kedar referierte am 8. Juli 2016 im Pfarrzentrum St. Ludwig Ansbach zu seinen Forschungsergebnissen. Foto: Biernoth

ANSBACH (ab) - Ein Nazi war er nicht, aber ein Opportunist: Die Rede ist von Karl Bosl, dem bekannten bayerischen Landeshistoriker und Lehrer am Ansbacher Gymnasium Carolinum. Die beiden Professoren Dr. Benjamin Kedar aus Jerusalem und Professor Dr. Peter Herde aus Würzburg haben sich intensiv mit der Biographie Bosls beschäftigt und nun ihre Erkenntnisse in einem Buch veröffentlicht. Schon vor zwei Jahren war das Buch in englischer Sprache erschienen und ist nun ergänzt durch neue Dokumente in deutscher Sprache veröffentlicht worden. Bosls Biographie ist eng mit dem Schicksal das Ansbacher Widerstandskämpfers Robert Limpert verbunden.

Es sei klar, so sagte Professor Dr. Benjamin Kedar, der auf Einladung der Bürgerbewegung für Menschenwürde nach Ansbach gekommen war, dass Karl Bosl nach der Machtergreifung keine Distanz zum Regime der Nationalsozialisten hielt. Schon in ihrem ersten Buch haben die beiden Autoren Bosls eigene Nachkriegsaussagen über sein Verhalten während des "Dritten Reichs" mit den Dokumenten aus den Jahren 1933 bis 1945 gegenübergestellt. Ihm sei es auch 1948 gelungen, die Spruchkammer Ansbach-Stadt davon zu überzeugen, dass er trotz Parteimitgliedschaft kein Mitläufer gewesen sei. Dies gelang ihm durch zwei Dokumente, nach denen er ein verschworener Gegen des Nazismus gewesen wäre. Die beiden Autoren haben dies mit den Aktivitäten der "echten und bewundernswürdigen Ansbacher Widerstandskämpfer Robert Limpert, Herbert Frank, Wolfgang Hammer und Hans Stützer", so Kedar, gegenübergestellt.

Die Fachwelt habe die englischsprachige Ausgabe des Buches sehr positiv aufgenommen, einige der immerhin 205 Doktoranden Bosls hätten das Buch sehr negativ zur Kenntnis genommen, so Kedar. Eine neue Erkenntnis in der deutschsprachigen Ausgabe sei, so Kedar, eine neue grauenvollere Darstellung der Hinrichtung Robert Limperts am Ansbacher Rathaus am letzten Kriegstag, dem 18. April 1945. Der Ansbacher Kampfkommandant Dr. Ernst Meyer habe demnach nach der Verkündung des Todesurteils wegen des Zerschneidens von Telefonkabeln absichtlich die Gelegenheit zur Flucht gegeben, um ihn misshandeln zu können. Oberst Dr. Meyer habe eine "gewisse sadistische Ader" gehabt. Für sein Todesurteil an Robert Limpert wurde Dr. Meyer nach Kriegsende wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber schon nach fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen, so Kedar.

Prof. Dr. Benjamin Kedar und Prof. Dr. Peter Herde am 8. Juli 2016 im Pfarrzentrum St. Ludwig Ansbach. Foto: Biernoth

Eine neue Erkenntnis, die Kedar und Herde in den vergangenen zwei Jahren gewonnen haben, betrifft den Ansbacher Kunsterzieher Heinrich Pospiech, der auch Limpert unterrichtet hat. In der Wohnung Pospiechs hatte sich schon 1942 ein kleiner Kreis getroffen, um kritisch die Kriegspolitik zu besprechen. Es sei aber nie zu einem aktiven Widerstandskreis geworden. Auch wurde nun widerlegt, dass Bosl selbst in der Nacht vom 17. auf den 18. April 1945 Telefonkabel durchtrennt hat.

In der Diskussion mit den Zuhörern machte Professor Kedar deutlich, dass Bosl eine sehr charismatische Persönlichkeit gewesen sei, der große Einfluss auf seine Schüler ausgeübt habe. Dies erkläre, warum einige seiner Schüler bis heute nicht an eine Verstrickung ihres akademischen Lehrers in die Nazi-Ideolegie glauben können. Auch nach dem Krieg sei Bosl ein Opportunist gewesen und habe sich nach dem Wind gedreht. Aus einem konservativen Hochschullehrer sei im Zuge der 1968-er Revolte ein Vorkämpfer der linken Bewegung geworden. Karl Bosl sei eng mit dem System verknüpft gewesen, obgleich er nicht als Nazi bezeichnet werden könne, so Kedar.

Ulrich Rach sagte, dass die Buchvorstellung in die Bemühungen der Bürgerbewegung um die Erinnerungskultur in Ansbach gehöre, um gegen das Vergessen "der unsagbar schlimmen Geschehnisse hier während der NS-Zeit" anzukämpfen. "Wir sind beschämt und tief betroffenen, dass es auch 71 Jahre nach dem Nazi-Mord an Robert Limpert im öffentlichen Straßenraum nicht ein einziges deutlich sichtbares Zeichen des ehrenden Gedenkens an Limpert gebe", so Rach.


Breite Aufklärung gegen Rechtsextremismus gefordert

Prof. Scherb sprach am 15. Juni 2016 in Ansbach über die Jugend und deren Gefährdung von Rechtsaußen

"Warum Jugendliche rechtsextremistischen Angeboten unterliegen". Mit diesem Thema setzte sich Prof. Dr. Armin Scherb, Leiter des Studienbereichs "Didaktik für Sozialkunde" an der Uni Erlangen-Nürnberg bei einem von der Bürgerbewegung für Menschenwürde in Ansbach initiierten Vortragsabend auseinander. Als wirkungsvollstes Rezept gegen Rechtsextremismus bei jungen Leuten empfahl er breite Aufklärung an den Schulen und regionale Gedenkstätten.

Sehr gut besucht war der Vortragsabend im Tagungszentrum Onoldia. Neben der Bürgerbewegung zeichneten der Kreisjugendring, die Evangelische Landjugend und die Aktion Plurability als Veranstalter verantwortlich. Prof. Scherb vertrat im Kern seiner Aussagen die These, dass rechtsextreme Gruppierungen von einer Gesellschaft profitierten, in der traditionelle Bindungen zunehmend aufgelöst werden. Jugendliche stünden oft vor dem Konflikt, sich zwischen Selbstverwirklichung und der Beteiligung am Gemeinschaftsleben entscheiden zu müssen. Daran scheitere die Bildung der eigenen Identität, was anfällig für scheinbare "Lösungen" von außerhalb mache.

Diese würden im Bereich des Rechtsextremismus oft sehr subtil und unterschwellig verbreitet. Rechtsextreme Gruppen wendeten sich auch verstärkt einer "Ästhetisierung" ihres Gedankenguts zu. So könnten sich Anhänger durch das Tragen bestimmter Kleidungsmarken, aber auch durch der Verändern ihres Aussehens, Frisuren, Tätowierungen etc. zu ihrer Ideologie bekennen, ohne an politischen Veranstaltungen teilzunehmen. Besonders empfänglich für Anwerbeversuche der Rechtsextremen seien, so Prof. Scherb, Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren - einem Alter, in dem eigene Persönlichkeiten noch nicht vollständig entwickelt sind.

Auf die Frage, was gegen die Verbreitung rechtsextremistischen Gedankenguts getan werden könnte, empfahl der Experte die breit gefächerte Aufklärung mittels Bildung. Einer Moralisierung hingegen erteilte Scherb eine klare Absage. Er riet in diesem Zusammenhang auch, bei der Arbeit auf diesem Gebiet, die Argumentation auf ein "Für" zu richten, also beispielsweise für Menschenwürde und für Integration einzutreten, und nicht das "Gegen" in den Mittelpunkt stellen. Als einen Baustein der notwendigen politischen Bildung wertete der Fachmann auch die regionale Gedenkstättenkultur zum Beispiel am Hesselberg oder in Bezug auf Robert Limpert und dessen Freunde im Widerstand in Ansbach.


Ehrung von Ansbacher Widerstandskämpfern

Die Bürgerbewegung für Menschenwürde - Regionalgruppe Stadt und Landkreis Ansbach - stellt einen Antrag an die Bürgerversammlung der Stadt Ansbach am 27.04.2016 wegen Ehrung von Ansbacher Widerstandskämpfern. Der Stadtrat möge sich mit dem Vorschlag der Bürgerbewegung befassen, den westlichen Teil der Insel auf dem Schlossplatz dem ehrenden Andenken des von den Nationalsozialisten am letzten Kriegstag in Ansbach standrechtlich verurteilten und hingerichteten Widerstandskämpfer Robert Limpert zu widmen. Ferner sollte sich der Stadtrat, aufbauend auf dem entsprechenden Beschluss von 2007, auch mit der Benennung von Straßen nach den weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe um Robert Limpert befassen.

Lesen Sie hier den kompletten Antrag im PDF-Format


Flugblatt zum Thema "Rassismus" im PDF-Format herunterladen

Flugblatt zum Thema "Rassismus" veröffentlicht

Die Bürgerbewegung für Menschenwürde - Regionalgruppe Stadt und Landkreis Ansbach - hat eine Erklärung zum Thema "Rassismus" verfasst, die in Kürze auch als gedrucktes Flugblatt verfügbar sein wird.

Sie können es hier bereits im PDF-Format herunterladen:

Flugblatt zum Thema "Rassismus" als PDF herunterladen